salzburg.orf.at

27. November 2002

Brandsachverständiger scheidet aus
Brandsachverständiger Anton Muhr scheidet aus dem Kaprun-Prozess aus. Ein psychiatrisches Gutachten attestiert ihm Verhandlungsunfähigkeit, bestätigt Landesgerichtspräsident Walter Grafinger.

Heftig umstitten
Muhr war wegen seiner Gutachten zur Brandursache heftig umstritten. Nachdem er sich monatelang auf einen Heizlüfter im Führerhaus als Ausgangspunkt des Feuers festgelegt hatte, zweifelte er diese Version im Verfahren an.

Muhr nahm nach heftigen Attacken der Verteidiger der Angeklagten seit einigen Wochen aus gesundheitlichen Gründen nicht am Salzburger Kaprun-Prozess teil.

Gutachter bestätigt ärztliches Attest
Muhrs Verhandlungsunfähigkeit bestätigte auch der gerichtlich beeidete Sachverständige Bernhard Mitterauer, Vorstand des Institutes für Forensische Neuropsychiatrie an der Universität Salzburg. Er hatte Muhr untersucht, nachdem ihm ein Arzt Verhandlungsunfähigkeit attestiert hatte.

Mitarbeiter soll Gutachten Muhrs präsentieren
Der Strafantrag des Kaprun-Prozesses stützt sich vor allem auf das Gutachten des Sachverständigen Anton Muhr. Jetzt soll ein Mitarbeiter Muhrs oder ein anderer Sachverständiger das Gutachten Muhrs präsentieren. "Keinesfalls wird Richter Seiss den gesamten Gerichtsakt an die Untersuchungsrichterin zurückgeben", betont Gerichtspräsident Grafinger.

Das Ausscheiden von Gutachter Muhr wird sich auf den Prozessverlauf höchstwahrscheinlich fatal auswirken, da auf seiner Expertise weitere Gutachten aufbauen. Ob es einen neuen Sachverständigen gibt, stand vorerst nicht fest. Eines sei so gut wie sicher, dass das Verfahren sich um "Einiges" verzögere, sagte Richter Manfred Seiss. Die Verhandlung werde trotzdem am 13. Jänner fortgesetzt.

 

Rreaktionen:

Feigling!
engelchen61, vor 2h 26min
1OOOOO Euro einstecken und dann dem Psychodruck nicht mehr standhalten! Hat denn der Mann überhaupt keinen Charakter und war ihm nicht schon von vorneherein klar,daß er mit seinem Gutachten auch Verantwortung übernehmen muss? DAs Geld hätte man sinnvoller an die Hinterbliebenen verteilen sollen! Der ganze Prozess ist eine einzige Blamage. Das Gericht ist nicht einmal in der Lage Gutachter zu bestellen, die standfest sind. Wird nicht mehr lange dauern, dann "fällt" auch der nächste Gutachter. Wie hat Ed Fagan immer schon richtig gesagt: Österreich ist nicht in der Lage, so einen Prozess durchzuziehen. Wie wahr, wie wahr....

Anton Muhr hat fuer ein paar Monate schlampige Arbeit...
2far2care, vor 4h 31min
...mehr als 100.000 Euro Honorar kassiert, ohne in irgendeiner Form (z.B. durch ein Chemiestudium) dafuer qualifiziert zu sein. Wie konnte es passieren, dass so jemand ueberhaupt zum Gutachter bestellt wurde, fuer einen Prozess ueber die schlimmste Brandkatastrophe in der zweiten Republik???

Na wie schon...
cibreo, vor 4h 12min
so wie in Salzburg alles passiert: Freunderlwirtschaft.

Muhr scheidet aus
waldschratt, vor 5h 5min
Entweder wurde ein unfähiger Mann als Gutachter bestellt, nichts Neues in der Salzburger Justiz, oder es liegt höheres Interesse an der Eliminierung Muhrs vor. Beide Varianten sind im Sammelbegriff ÖSTERREICHISCHE LÖSUNGEN möglich. Gott sei Dank wissen die wenigsten Stimmviecher was unter dem Deckmantel "Unabhängigkeit der Justiz" alles gespielt wird und jene die es wissen, halten aus guten Gründen den Mund.

Wem kann an der Eliminierung Muhrs
engelchen61, vor 2h 23min
noch gelegen sein? Vielen, die auf der Anklagebank sitzen und vielleicht war es Jenen auch nochmal 1OO OOO Euro wert, man sollte Muhrs Konto überprüfen!

 

 

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Salzburger Nachrichten
27. November 2002


Gutachter Muhr scheidet aus Kaprun-Prozess
Gerichtsgutachter bestätigt dem Brandsachverständigen Verhandlungsunfähigkeit.

SALZBURG (SN, APA). Der umstrittene Brandsachverständige Anton Muhr, der seit einigen Wochen aus gesundheitlichen Gründen nicht am Salzburger Kaprun-Prozess teilnehmen konnte, scheidet endgültig aus dem Verfahren aus. Muhr (im SN/Bayer-Bild) war vom gerichtlich beeideten Sachverständigen Bernhard Mitterauer, Vorstand des Institutes für Forensische Neuropsychiatrie der Universität Salzburg, neuerlich untersucht worden, nachdem ihm ein Arzt Verhandlungsunfähigkeit attestiert hatte. Dies teilte Gerichtspräsident Walter Grafinger am Mittwoch mit.

Das Ausscheiden von Gutachter Anton Muhr aus Reutte in Tirol wird sich auf den Prozessverlauf höchstwahrscheinlich verzögernd auswirken, da auf seiner Expertise weitere Gutachten aufbauen. Ob es einen neuen Sachverständigen gibt, stand vorerst nicht fest. Es sei so gut wie sicher, dass sich das Verfahren um "Einiges" verzögere, sagte Richter Manfred Seiss. Die Verhandlung werde trotzdem am 13. Jänner fortgesetzt. Seiss hofft auf einen Abschluss im März.

Nachdem ein Neurologe dem Gutachter ein ärztliches Attest ausgestellt hatte, wonach aus medizinischer Sicht die Tätigkeit von Muhr als Sachverständiger nicht verantwortbar sei, ersuchten Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat und mehrere Rechtsanwälte das Gericht, unverzüglich ein gerichtliches Gutachten über den Krankheitszustand von Muhr in Auftrag zu geben. Dieses liegt nun vor und kommt zum selben Schluss wie der Neurologe.

Das Gutachten des Tirolers wird zwar verlesen werden, doch werden sich die Verteidiger wohl kaum ohne Erörterung damit zufrieden geben, heißt es seitens des Gerichtes. Mehrere Varianten kommen dann in Frage: Entweder jemand anderer - zum Beispiel ein Mitarbeiter Muhrs, der Stuttgarter Thomas Lange - erläutert das Gutachten, oder es muss ein neuer Brandsachverständiger gesucht werden. "Keinesfalls wird Richter Seiss den gesamten Gerichtsakt an die Untersuchungsrichterin zurückgeben", betonte Gerichtspräsident Walter Grafinger.

Sollte ein neuer Sachverständiger bestellt werden müssen, dann würde das eine enorme Zeitverzögerung mit sich bringen, meint der Gerichtspräsident. Dieser Gutachter müsste sich erst in den Akt und die Gutachten einlesen sowie die Halle in Linz aufsuchen. Auf alle Fälle werde sich der Prozess in die Länge ziehen.

Während des Prozesses war außerdem die These Muhrs, wonach der Heizstrahler das Inferno am 11. November 2000 am Kitzsteinhorn, bei dem 155 Menschen den Tod fanden, ausgelöst haben soll, immer mehr ins Wanken geraten. Muhr hat für sein Gutachten bereits 100.000 Euro erhalten.

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