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21. August 2001

Weitere Klagen von Angehörigen
Angehörige von fünf US-Opfern nach der Seilbahn-Katastrophe von Kaprun haben nun in Denver Klage gegen den Hersteller der Bahn eingereicht. Die Firma habe von Mängeln an der Bahn gewusst, heißt es in der Klage.

"Firma wusste von Mängeln"
In der Klageschrift heißt es, die italienisch-amerikanische Firma Leitner, habe von Mängeln an der Seilbahn gewusst und diese vertuscht. Die Kläger fordern Schadenersatz sowie die Einstellung des Betriebs baugleicher Seilbahnen in Österreich.

Die Klage wurde am Dienstag bei einem US-Gericht in Denver eingereicht, weil dort eine Tochterfirma von Leitner ihren Sitz hat.

Geplant seien auch weitere rechtliche Schritte in Kalifornien, hieß es aus dem Umfeld von US-Anwalt Ed Fagan, der unter anderem die Kläger vertritt.

An Verkehrsministerin Monika Forstinger richtete Fagan die Aufforderung, den nach der Kaprun-Katastrophe erstellten Bericht über Tunnelsicherheit zur Gänze zu veröffentlichen. Aktueller Anlass für die Forderung des US-Anwalts sind die beiden Verkehrsunfälle in Gleinalm- und Ambergtunnel am Montag und Mittwoch dieser Woche, bei denen insgesamt acht Menschen starben. Fagan ortet Parallelen zwischen Gleinalmtunnel und Kaprun: Hier wie dort habe nicht ausreichende Belüftung zum Tod der Opfer geführt.

Kommenden Montag werden einander sämtliche Opfer-Anwälte - von insgesamt 16 Rechtsanwaltskanzleien - treffen. Den Ort dieser Konferenz wollte Fagan nicht nennen, kündigte aber eine Pressekonferenz im Anschluss daran an.

Katastrophen-Ursache weiter unklar
Woher Medienberichte stammten, wonach der Heizstrahler Auslöser für die Katastrophe gewesen sei, könne sie nicht sagen, erklärte die Salzburger Untersuchungsrichterin Charlotte Rohan-Achammer am Donnerstag. Derzeit handle es sich um Mutmaßungen und Spekulationen. Man müsse die entscheidenden Gutachten abwarten, die Ende August beziehungsweise Anfang September einlangen dürften, sagte Rohan-Achammer. Dann gebe es unverzüglich eine ausreichende Informationsalzburg.orf.at

21. August 2001

 

Zwangsverwaltung für Gletscherbahnen ?
Der Münchner Anwalt Michael Witti, der Angehörige der Opfer der Seilbahnkatastrophe vertritt, will die Einnahmen der Kapruner Gletscherbahnen den Hinterbliebenen zugute kommen lassen. Ob das rechtlich möglich ist, steht noch nicht fest.

"Ein schlechter Scherz"
Die Aussagen von Witti gegenüber der Austria Presse-Agentur am Dienstagvormittag haben die meisten seiner Anwaltskollegen überrascht. Grundsätzlich sei es nämlich nicht möglich, ein heimisches Unternehmen ohne ein österreichisches Gerichtsurteil unter Zwangsverwaltung zu stellen, so der Tenor.

Auch ein US-amerikanisches Urteil würde nicht ausreichen, dieses könnte nämlich in Österreich nicht vollstreckt werden. Der Wiener Anwalt der Kapruner Gletscherbahnen, Georg Karasek, hält den Vorstoß seines Münchner Kollegen gar für einen schlechten Scherz.

Hydro-Power statt Gletscherbahnen
Der Salzburger Hinterbliebenen-Anwalt Jürgen Hinterwirth hat inzwischen die Forderungen seines Mitstreiters Witti inzwischen deutlich relativiert. Er selbst habe von Wittis Forderungen erst durch die Medien erfahren und nimmt an, dass es sich um ein Mißverständnis handle. Witti habe gar nicht die Gletscherbahnen AG gemeint, sondern die Austrian Hydro Power. Diese besitzt 45 Prozent der Anteile an den Kapruner Gletscherbahnen.

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