salzburg.orf.at

7. August 2001

 

 

 

Milliardenschwere Klagen in New York
Im Namen von Angehörigen brachten Rechtsanwälte in New York nun massive Klagen im Zusammenhang mit dem Großbrand von Kaprun ein. Der Streitwert beträgt mehrere Milliarden Schilling.

Beschwerdeschrift
Betroffen sind mehrere österreichische, deutsche und Schweizer Unternehmen, die mit Bau, Betrieb und Vermarktung der Gletscherbahn Kaprun in Verbindung gebracht werden können. Die angebliche Verwicklung der Firmen in das Unglück mit 155 Toten sei erst jetzt aufgedeckt worden, heißt in der Beschwerdeschrift, die drei Anwälte verfasst haben.

 

 

 

Südbezirk Manhattan
Eingereicht wurden die Klagen beim Distriktgericht für den Südbezirk von Manhattan in New York City. Das ist der Bereich zwischen Lower Eastside, Greenwich Village, World Trade Center, Battery Park und den Docks am Hudson River. Weitere Klagen sollen folgen, das Beweismaterial wollen die Anwälte am Donnerstag in Wien präsentieren.

Betroffen von den Klagen sind die Wasserkraft-Tochter des Verbund-Konzerns, die Tauern Touristik AG, der Sportausrüster und Veranstalter Intersport und die Thyssen AG.

Austrian Hydro Power sei nach Angaben der Beschwerde die Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Tauernkraftwerke, die die Gletscherbahnen gegründet und auch betrieben hat. US-Urteile & Ausland
Nach Angaben von Experten für internationales Recht und Politik ergibt sich folgendes
Szenario: Mögliche Gerichtsurteile der unabhängigen US-Justiz in die eine oder andere
Richtung wirken demnach über Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus, wenn es ge-
schäftliche Verbindungen über Staatsgrenzen hinweg bzw. kommerzielle Niederlassungen
in den USA gibt. Diese Auswirkungen können je nach Sachlage sehr verschieden sein.

 

Vermarktung & Verantwortung?
Tauern Touristik AG und Intersport hätten den Skiort Kaprun sowie das Kitzsteinhorn international vermarktet, und Thyssen sei an Bau und Gestaltung des Tunnels beteiligt gewesen, so ein Argument der Kläger. Vorwürfe beziehen sich auf angeblich defekte Komponenten, auf Installation, Design und Herstellung, auf Mitverantwortung beim Brandausbruch, auf fahrlässiges Bewerben von Snowboard-Veranstaltungen und auf das Versäumnis, Kinder vor den Gefahren des Tunnels und der Seilbahn zu warnen.
Die klagenden Familien verlangen finanziellen Schadenersatz und Zugang zum gesamten Beweismaterial sowie die feste Zusicherung, Gletscherbahnen in ganz Europa sicherer zu machen.
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Hinweis & höfliche Bitte für das Forum
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7. August 2001

 

Neue Kaprun-Klagen in den USA eingebracht

 

Maßnahmen auch gegen deutsche und schweizerische Unternehmen. Es geht um hunderte Millionen Dollar.

KAPRUN, NEW YORK (SN, APA). Die Familien von Todesopfern der Katastrophe von Kaprun am 11. November 2000, bei der 155 Menschen ums Leben gekommen waren, brachten am Montag in New York gegen österreichische, deutsche und schweizerische Unternehmen sowie deren österreichische Tochtergesellschaften neue Klagen mit einem Streitwert von mehreren hundert Millionen Dollar ein.

Die angebliche Verwicklung dieser Firmen in der Seilbahntragödie im Tunnel auf das Kitzsteinhorn sei erst jetzt aufgedeckt worden, heißt es in der Beschwerdeschrift, die der zuständigen Richterin vom US-Distriktgericht für den Südbezirk Manhattans in der Nacht auf Dienstag zugeleitet wurde. Weitere Klagen würden folgen. Die Opferanwälte wollen das neue Beweismaterial am kommenden Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien vorstellen.

Geklagt werden die Wasserkraft-Tochter des Verbund-Konzerns, Austrian Hydro Power (AHP), der Stromerzeuger Tauernkraftwerke AG und dessen Tochtergesellschaft Tauern Touristik AG, der schweizerische Sportausrüster und -veranstalter Intersport Austria GmbH, eine Tochter der Intersport International Corp aus Ostermundingen, sowie die Düsseldorfer ThyssenKrupp AG und deren Österreich-Tochter Thyssen Schachtbau GmbH.

Die AHP ist nach Angaben der Beschwerde Rechtsnachfolgerin (successor in interest) der Tauernkraftwerke, die die Gletscherbahnen Kaprun AG gegründet und auch betrieben hat. Die Tauern Touristik AG und Intersport hätten den Ski-Ort Kaprun international vermarktet und die Thyssen Schachtbau sei an Bau und Gestaltung des Tunnels beteiligt gewesen.

Einer der Klagsvertreter ist Edward Fagan (im SN/Ratzer-Bild), er begründet den Gerichtsstand New York damit, dass die beklagten Firmen in den USA Niederlassungen oder sonstige geschäftliche Verbindungen haben.

Ursprünglich habe man den Überlebenden, den Hinterbliebenen und der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass Fahrlässigkeit der Kapruner Gletscherbahnen das Unglück ausgelöst hätten, heißt es in der Beschwerde. Die Ermittlungen der vergangenen acht Monate hätten jedoch "erste Beweise" dafür erbracht, dass auch Ski-Touristik-Promoter aus Österreich und der Schweiz sowie deutsche multinationale Unternehmen eine Rolle spielten.

Die Vorwürfe beziehen sich auf angeblich defekte Komponenten, Installation, Design und Herstellung, Mitverantwortung am Brandausbruch, fahrlässige Promotion von Snowboard-Veranstaltungen und das Versäumnis, Kinder vor den Gefahren des Tunnels und der Seilbahn zu warnen.

Bisher haben die Opferangehörigen und -vertreter in den US-Bundesstaaten New York, Colorado, Florida und Kaliforniern im Zusammenhang mit Kaprun Klagen angestrengt. Weitere Aktionen wollen die Parteien in Connecticut, Pennsylvania und Hawaii einbringen.

Die betroffenen Familien bzw. deren Vertreter forderten nicht nur finanziellen Schadenersatz, heißt es in der Beschwerde, sondern auch den Zugang zu allem Beweismaterial sowie die Zusicherung, dass Gletscherbahnen in ganz Europa sicherer gemacht werden. Darüber hinaus verlangen die Kläger eine öffentliche Entschuldigung seitens der zuständigen österreichischen Behörden für den unnötigen Verlust von Menschenleben und menschliches Leiden sowie die Errichtung angemessener Gedenksteine für die Kaprun-Opfer.

Weitere Unternehmen und Einzelpersonen müssen nach Mitteilung Fagans mit Klagen rechnen. Ihre Identität werde in den nächsten Tagen und Wochen mitgeteilt.

© SN

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