SN vom 11.11.04

 

Kaprun-Gedenkstätte wird eingeweiht


Ort der Trauer für die Angehörigen. 155 farbige Glasfenster erinnern an die Opfer.

 

KAPRUN (SN, APA). Es ist ein Ort der Ruhe, der Trauer und des Gebetes - um ganz nah bei den Verstorbenen zu sein: Die neue Gedenkstätte an die 155 Opfer des Seilbahnunglücks am Kitzsteinhorn vom 11. November 2000 in Kaprun. Einen Tag vor der offiziellen Einweihung am vierten Jahrestag der Brandkatastrophe öffneten am Mittwoch Mitglieder der Arbeitsgruppe "Gedenkstätte Kaprun" erstmals für Journalisten das Tor zum lang gezogenen Quader aus Sichtbeton und gewährten Einblick in das Objekt des deutschen Architekten Anton Michael aus Rimsting.

Für jedes Todesopfer fertigte ein Künstlerteam der bayerischen Hofglasmalerei in München eine Glaslamelle an. Die Säulen erstrahlen in den Farben, die nach dem chinesischen Horoskop für das Geburtsjahr der Verstorbenen stehen. Verwandte, Freunde und Bekannte der Opfer können in den einzelnen Nischen des 26 Meter langen und 4,5 Meter breiten Gebäudes ihrer ganz persönlichen Trauer nachgehen. Auf Wunsch der Hinterbliebenen aus Japan wurde ein Kirschbaum als Symbol des Lebens auf dem Vorplatz gepflanzt.

Rund 400 Angehörige aus acht Nationen beteiligten sich an der Ideensuche nach einer geeigneten, konfessionsfreien Gedenkstätte. Seit der Brandkatastrophe legten sie bei einem Provisorium an der Zufahrtstraße zu den Gletscherbahnen immer wieder Kerzen, Blumen, Fotos der Verunglückten und persönliche Erinnerungsstücke vor einem Kreuz nieder. Dieses Kreuz steht seit einer Woche nun bei der Pfarrkirche Kaprun.

Im Herbst 2002 reichten zwölf Künstler ihre Gestaltungsvorschläge für eine Gedenkstätte ein. Sechs Projekte standen letztlich zur Auswahl. 86 Prozent der Angehörigen gaben ihre Stimme ab. Im Juli 2003 wurde mit Anton Michael der Gewinner ermittelt.

Während der Gedenkfeier am dritten Jahrestag der Katastrophe erfolgte die symbolische Grundsteinlegung gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Im Mai 2004 fuhren die Baumaschinen auf. Die Gesamtkosten von rund 356.000 Euro teilen sich zu je einem Drittel die Gemeinde Kaprun, das Land Salzburg und die Republik Österreich.

Am Donnerstag wird die neue Gedenkstätte nach einer Bauzeit von sechs Monaten den Angehörigen um 9.00 Uhr übergeben. Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und Superintendentin Luise Müller segnen das Gebäude. Ansprachen halten Bundespräsident Heinz Fischer, Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck und Mitglieder der Arbeitsgruppe. Die musikalische Umrahmung besorgt das Ensemble Paris Lodron.

Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck sagte am Mittwoch bei der Vorbesichtigung, dass viele Menschen im Ort auch eine emotionale Bindung zur Gedenkstätte hätten. "Sie ist ein Teil zur Aufarbeitung der Katastrophe."

Gustl Prohaczka aus Wien, der beim Unglück seinen einzigen Sohn verloren hatte, zeigte sich erfreut darüber, dass sich die Angehörigen einbringen konnten und die Projektentwicklung einen positiven Abschluss gefunden habe. Ähnlich auch Ursula Geiger aus Bayern, die ebenfalls einen Sohn verloren hatte: Die Gedenkstätte sei gut für die Trauer, "aber das hat nichts mit Versöhnung zu tun". Und für den Angehörigen Benedikt Seilern-Moy hat das Gebäude eine fast sakrale Ausstrahlung. Dass das kleine Fenster genau zur Tunneleinfahrt gerichtet sei, sei für ihn ein wichtiger Bezug zum Ort der Katastrophe.

Architekt Anton Michael sagte, dass die Fenster ein Wunsch der Angehörigen gewesen seien. Er habe die Öffnungen ganz bewusst so klein gemacht, damit jeder zum Tunnel hinsehen könne oder auch nicht. Der Entwurf lebe von Symbolen und Metaphern. Die Form habe sich daraus ergeben, weil 155 Nischen untergebracht werden mussten. Und den Sichtbeton als Material habe er gewählt, weil die filigrane Struktur kaum anders zu bewältigen gewesen wäre. Sonst hätte es zu technisch gewirkt.

Und Gabriela Walsch, Koordinatorin der Arbeitsgruppe, meinte, dass die Stätte gut in die karge Landschaft passe und nicht kitschig sei. "Ich glaube, dass die Kapruner gut damit leben können." (Bild: SN/APA/Neumayr)

 

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salzburg.orf.at

Gedenkstätte für 155 Tote eingeweiht
Genau vier Jahre nach der Gletscherbahn-Katastrophe in Kaprun ist am Donnerstag die Gedenkstätte für die 155 Toten eingeweiht worden. Auch Papst Johannes Paul II. hat aus Rom eine Grußbrotschaft an die Hinterbliebenen gesandt.
 

Botschaft des Bundespräsidenten
Rund 300 Angehörige nahmen am Donnerstagvormittag an der Einweihungsfeier der Gedenkstätte in Kaprun teil. Die feierliche Zeremonie verlief friedlich, obwohl neben Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat und den Opfer-Anwälten Ed Fagan und Michael Witti auch Vertreter der Gletscherbahnen Kaprun (GBK) gekommen waren.

Bundespräsident Heinz Fischer musste seine Teilnahme wegen des schlechten Flugwetters über Wien absagen. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) überbrachte die Grußworte des Staatsoberhauptes.
 

 

Gedenkstätte.

 

Internationale Trauer-Gemeinde
Rund eineinhalb Stunden dauerte die offizielle Einweihungsfeier vor dem lang gezogenen Quader aus Sichtbeton gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen.

Angehörige aus den USA, aus Japan, Deutschland und Österreich und Einheimische aus Kaprun versammelten sich vor der Gedenkstätte.

Trauer und Betroffenheit aller Beteiligten waren spürbar, vereinzelt sind Tränen geflossen.

Unter den rund 350 Menschen, die dem Festakt beiwohnten, waren keine Anfeindungen ersichtlich. Sie wollten Respekt und Mitgefühl bezeugen, begründeten sowohl der GBK-Betriebsleiter, einer der Beschuldigten im Kaprun-Prozess, wie auch der amerikanische Anwalt Ed Fagan ihre Teilnahme.

 

EB Kothgasser,
LH Burgstaller.

 

Ökumenischer Gottesdienst
Bevor Erzbischof Alois Kothgasser und Superintendentin Luise Müller gemeinsam den Gottesdienst hielten, traten noch zwei Angehörigen-Vertreter an das Rednerpult:

"Wir haben uns für eine Gedenkstätte entschieden, weil wir die Opfer da Ehren wollen, wo es passiert ist", sagte Ursula Geiger aus Bayern.

Die Gedenkstätte habe auch die mahnende Funktion, dass über allem Kommerz das menschliche Leben stehe.

Obwohl es Stimmen unter den Angehörigen gebe, die einen Schlussstrich unter das Kapitel ziehen wollen, "werden wir so lange nicht ruhen, bis man sich ernsthaft unserer Probleme annimmt und uns großzügig unterstützt", betonte Geiger, die im Flammen-Inferno ihren Sohn Michael verloren hat.

 

Angehörige.

 

 
"Tragödie bleibt dunkler Punkt Kapruns"
Für den Arzt Werner Kirnbauer aus Güssing (Burgenland) ist die Gedenkstätte "ein erster positiver Schritt für die Trauerarbeit".

Kirnbauer und Geiger waren sich als Angehörigen-Vertreter in ihren Reden einig, dass die Brandkatastrophe "immer ein dunkler Punkt in der Geschichte von Kaprun bleiben wird".
 

 


 

 

Kein Medienrummel
Einen Medienrummel hat es am vierten Jahrestag des Seilbahnunglücks nicht gegeben. Einige Hinterbliebene waren Donnerstag früh zu Fuß vom Ort Kaprun zur Talstation der Gletscherbahnen gepilgert.

Die Gedenkstätte ist täglich von 7.00 bis 19.00 Uhr "für jeden" zugänglich, betont der Kapruner Bürgermeister Norbert Karlsböck.

 

 

 
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Alte Gedenkstätte


Neue Gedenkstätte





 

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News

Das Innere der Gedenkstätte. Foto: APA

Kaprun-Gedenkstätte: Ort der Trauer

Offizielle Einweihung morgen, Donnerstag


Es ist ein Ort der Ruhe, der Trauer und des Gebetes - um ganz nah bei den Verstorbenen zu sein: Die neue Gedenkstätte an die 155 Opfer des Seilbahnunglücks am Kitzsteinhorn vom 11. November 2000 in Kaprun. Einen Tag vor der offiziellen Einweihung am vierten Jahrestag der Brandkatastrophe öffneten heute, Mittwoch, Mitglieder der Arbeitsgruppe "Gedenkstätte Kaprun" erstmals für Journalisten das Tor zum lang gezogenen Quader aus Sichtbeton und gewährten Einblick in das Siegerprojekt des deutschen Architekten Anton Michael aus Rimsting.

Für jedes Todesopfer fertigte ein Künstlerteam der bayerischen Hofglasmalerei in München eine Glaslamelle an. Die Säulen erstrahlen in den Farben, die nach dem chinesischen Horoskop für das Geburtsjahr der Verstorbenen stehen. Verwandte, Freunde und Bekannte der Opfer können in den einzelnen Nischen des 26 Meter langen und 4,5 Meter breiten Gebäudes ihre ganz persönliche Trauerarbeit in Ruhe abhalten können. Auf Wunsch der Hinterbliebenen aus Japan wurde ein Kirschbaum als Symbol des Lebens auf dem Vorplatz gepflanzt.

Rund 400 Angehörige aus acht Nationen beteiligten sich an der Ideensuche nach einer geeigneten, konfessionsfreien Gedenkstätte. Seit der Brandkatastrophe legten sie bei einem Provisorium an der Zufahrtstraße zu den Gletscherbahnen immer wieder Kerzen, Blumen, Fotos der Verunglückten und persönliche Erinnerungsstücke vor einem Kreuz nieder. Dieses Kreuz steht seit einer Woche nun bei der Pfarrkirche Kaprun.
Im Herbst 2002 reichten zwölf Künstler ihre Gestaltungsvorschläge für eine Gedenkstätte ein. Sechs Projekte standen letztlich zur Auswahl. 86 Prozent der Angehörigen gaben ihre Stimme ab. Im Juli 2003 wurde mit Anton Michael der Gewinner ermittelt.

Während der Gedenkfeier am dritten Jahrestag der Katastrophe erfolgte die symbolische Grundsteinlegung gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Im Mai 2004 fuhren die Baumaschinen auf. Die Gesamtkosten von rund 356.000 Euro teilen sich zu je einem Drittel die Gemeinde Kaprun, das Land Salzburg und die Republik Österreich.

Morgen, Donnerstag, wird die neue Gedenkstätte nach einer Bauzeit von sechs Monaten den Angehörigen um 9.00 Uhr übergeben. Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und Superintendentin Luise Müller segnen das Gebäude. Ansprachen halten Bundespräsident Heinz Fischer, Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck und Mitglieder der Arbeitsgruppe. Für die musikalische Umrahmung sorgt das Ensemble Paris Lodron.
"Die Gedenkstätte soll am Donnerstag bis 12.00 Uhr ausschließlich den Angehörigen zur Verfügung stehen", appellierte die Sprecherin der Arbeitsgruppe, Gabriela Walsch, an alle Beteiligten der Einweihungsfeier.

Kapruns Bürgermeister Norbert Karlsböck sagte am Mittwoch bei der Vorbesichtigung zur APA, dass viele Menschen im Ort auch eine emotionale Bindung zur Gedenkstätte hätten. "Sie ist ein Teil zur Aufarbeitung der Katastrophe."

Gustl Prohaczka aus Wien, der beim Unglück seinen einzigen Sohn verloren hatte, zeigte sich erfreut darüber, dass sich die Angehörigen einbringen konnten und die Projektentwicklung einen positiven Abschluss gefunden habe, nachdem das Strafverfahren bei Gericht (mit dem Freispruch aller Beschuldigten) schief gelaufen sei. Ähnlich auch Ursula Geiger aus Bayern, die ebenfalls einen Sohn verloren hatte: Die Gedenkstätte sei gut für die Trauerarbeit, "aber das hat nichts mit Versöhnung zu tun". Und für den Angehörigen Benedikt Seilern-Moy hat das Gebäude eine fast sakrale Ausstrahlung. Dass das kleine Fenster genau zur Tunneleinfahrt gerichtet sei, sei für ihn ein wichtiger Bezug zum Ort der Katastrophe.

Architekt Anton Michael sagte, dass die Fenster ein Wunsch der Angehörigen gewesen seien. Er habe die Öffnungen ganz bewusst so klein gemacht, damit jeder zum Tunnel hinsehen könne oder auch nicht. Der Entwurf lebe von Symbolen und Metaphern. Die Form habe sich daraus ergeben, weil 155 Nischen untergebracht werden mussten. Und den Sichtbeton als Material habe er gewählt, weil die filigrane Struktur kaum anders zu bewältigen gewesen wäre. Sonst hätte es zu technisch gewirkt.

Und Gabriela Walsch, Koordinatorin der Arbeitsgruppe, meinte, dass die Stätte gut in die karge Landschaft passe und nicht kitschig sei. "Ich glaube, dass die Kapruner gut damit leben können."

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300 Angehörige bei Einweihung der Gedenkstätte in Kaprun
 

Bundespräsident Fischer wegen schlechtem Flugwetter verhindert -"Erster positiver Schritt für Trauerarbeit"

 Ein Besucher im Inneren der Gedenkstätte in Kaprun.
Foto: EPA

Rund 300 Angehörige nahmen heute, Donnerstag, Vormittag an der Einweihungsfeier der Gedenkstätte für die 155 Opfer der Seilbahnkatastrophe in Kaprun teil. Die feierliche Zeremonie verlief friedlich, obwohl neben Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat sowie die Opferanwälte Ed Fagan und Michael Witti auch Vertreter der Gletscherbahnen Kaprun (GBK) gekommen waren. Bundespräsident Heinz Fischer musste seine Teilnahme wegen des schlechten Flugwetters absagen. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S) richtete seine Grußworte aus.

Rund eineinhalb Stunden dauerte die offizielle Einweihungsfeier vor dem lang gezogenen Quader aus Sichtbeton gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Angehörige aus den USA, aus Japan, Deutschland und Österreich aber auch Einheimische aus Kaprun versammelten sich vor der Gedenkstätte. Die Trauer und Betroffenheit aller Beteiligten war spürbar, vereinzelt sind Tränen geflossen.

Unter den rund 350 Menschen, die dem Festakt insgesamt beiwohnten, waren aber keine Anfeindungen ersichtlich. Sie wollen ihren Respekt und Mitgefühl bezeugen, begründeten sowohl der GBK-Betriebsleiter, einer der Beschuldigten im Kaprun-Prozess, wie auch der amerikanische Anwalt Ed Fagan ihre Teilnahme.

"Hoffentlich kommt zu dem grausamen akuten Schmerz inzwischen auch dankbare Erinnerung an Ihre Lieben hinzu", leitete Landeshauptfrau Burgstaller die tröstenden Worte des Bundespräsidenten an die Angehörigen weiter. Zahlreiche Kränze säumten die Mauer vor der Gedenkstätte - die Bundesrepublik Deutschland, die japanische Botschaft, Bundespräsident Fischer, das Land Salzburg und der Magistrat Wels bekundeten unter anderem ihre Trauer.

Bevor der Erzbischof und Superintendentin Luise Müller gemeinsam den Gottesdienst hielten, traten auch noch zwei Angehörigen-Vertreter an das Rednerpult. "Wir haben uns für eine Gedenkstätte entschieden, weil wir die Opfer da Ehren wollen, wo es passiert ist", sagte Ursula Geiger aus Bayern. Die Gedenkstätte habe auch die mahnende Funktion, dass über allen Kommerz das menschliche Leben stehe.

Obwohl es Stimmen unter den Angehörigen gebe, die einen Schlussstrich unter das Kapitel ziehen wollen, "werden wir so lange nicht ruhen, bis man sich ernsthaft unserer Probleme annimmt und uns großzügig unterstützt", betonte Geiger, die im Flammeninferno ihren Sohn Michael verloren hat. Es gehe nicht darum, Entsetzen zu konservieren, sondern um auch Lehren aus dem Unglück zu ziehen. "Es soll nie wieder ein Mensch im Tunnel sterben." Für den Arzt Werner Kirnbauer aus Güssing (Burgenland) ist die Gedenkstätte "ein erster positiver Schritt für die Trauerarbeit". Beide waren sich einig, dass die Brandkatastrophe "immer ein dunkler Punkt in der Geschichte von Kaprun bleiben wird".

Einen Medienrummel hat es am vierten Jahrestag des Seilbahnunglücks nicht gegeben. Einige Hinterbliebene waren Donnerstag früh zu Fuß vom Ort Kaprun zur Talstation der Gletscherbahnen gepilgert. Die Gedenkstätte ist täglich von 7.00 bis 19.00 Uhr "für jeden" zugänglich, betonte der Kapruner Bürgermeister Norbert Karlsböck.

 

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Anwalt Ed Fagan, echte, tröstet eine Angehörige, für die er Entschädigungen erkämpfen will. Foto: AP

Höhere Entschädigung für Kaprun-Opfer nun möglich

Summe zwischen 450.000 bis 775.000 Euro pro Person könnten laut Fagan und Witti erreicht werden


Zuversichtlich, dass Angehörige von Kaprun-Opfern oder Überlebende nun höher entschädigt werden können, zeigen sich die beiden Anwälte Ed Fagan und Michael Witti. Eine Summe zwischen 450.000 und 775.000 Euro pro Person wäre möglich, sind der US- und der deutsche Advokat überzeugt. Die beiden Anwälte fordern, dass die Entschädigungszahlungen im österreichischen Recht (derzeit maximal 30.000 Euro) angehoben werden.

Die Kaprun-Kommission habe signalisiert, dass anstatt der in Österreich üblichen 30.000 Euro nun die 17 Millionen der Generali dazu kommen sollen. "Da käme man dann allein schon auf rund 200.000 Euro pro Person", so die beiden Anwälte. Fagan und Witti hoffen, dass beim nächsten Treffen der Kaprun-Kommission am 24. November darüber Einigung erzielt wird. Gerhard Podovsovnik ist der Verbindungsmann des US-Juristen in der Kaprun-Kommission in Wien.

"Dass man nun bereit ist, fast sechs Mal mehr zu bezahlen als nach österreichischem Recht vorgesehen, ist schon ein positiver Schritt", meinten Fagan und Witti. Zu der Summe der Kaprun-Kommission mit Sitz in Wien (ihr gehören unter anderem Vorsitzender Klaus Liebscher von der Nationalbank, Franz Fiedler, Johann Haider vom Verbund und Anwälte an, Anm.) könnten noch jene Beträge dazu kommen, die in Zivilverfahren in den USA erreicht werden sollen. "Das wären rund 250.000 bis 500.000 Euro pro Person", erläuterte Fagan. Insgesamt seien also durch alle Schritte summa summarum zwischen 450.000 bis 775.000 Euro erreichbar. "Das ganze Konzept würde zur Vorgangsweise in den Fällen Überlingen (Flugzeug-Zusammenstoß nahe dem Bodensee, Anm.) oder Cavalese (Seilbahnunglück) passen", so Witti.

Die Zivilklagen in den Vereinigten Staaten laufen gegen die vier US-Firmen Omniglow, American Permalight, American Cynamic und Nico sowie gegen die europäischen Unternehmen Siemens und Bosch Rexroth.

Außerdem soll noch gegen eine andere Firma vorgegangen werden, deren Namen von den Anwälten noch nicht bekannt gegeben wurde. Mit einem Urteil gegen diese Unternehmen rechnet Fagan Anfang nächsten Jahres.

Richterin Shira A. Scheindlin vom United States District Court for the Southern District of New York hat Zeugenaussagen nun per Video zugelassen, da viele Opfer-Angehörige bzw. Überlebende psychisch und physisch sehr große Probleme hätten. Scheindlin wäre sehr bemüht, die Zivilklagen rasch über die Bühne zu bringen, unterstrich Fagan, der rund 120 Opferangehörige aus aller Welt vertritt.

 

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Blick auf das Kitzsteinhorn am 13.11.2000 Foto: APA

Kaprun-Gedenkstätte wird am Donnerstag eingeweiht

Feier mit den Angehörigen am vierten Jahrestag der Seilbahnkatastrophe


Am Donnerstag, dem vierten Jahrestag der Seilbahnkatastrophe von Kaprun, wird schräg gegenüber der Talstation der Unglücksbahn die Gedenkstätte für die 155 Opfer des Infernos eingeweiht. An der nicht öffentlichen feierlichen Übergabe wird neben den Angehörigen der Toten unter anderem auch Bundespräsident Heinz Fischer teilnehmen. Erzbischof Alois Kothgasser und Superintendentin Luise Müller leiten den Gottesdienst und weihen die Gedenkstätte ein. Diese soll ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit sein.

Der lang gezogene Quader aus Sichtbeton wurde nach den Plänen des deutschen Architekten Anton Michael aus Rimsting errichtet. Jede der 155 Glaslamellen an den Längsseiten des Gebäudes stellt einen eigenen Ruheraum für einen Toten dar. Mit der Gestaltung betraute Michael ein Künstlerteam der bayerischen Hofglasmalerei in München. In wochenlanger Feinarbeit fertigten sie die Glassäulen an und tauchten sie jeweils in jene Farbe, die nach dem chinesischen Feng Shui dem Geburtsjahr der einzelnen Verstorbenen entspricht.

Das Gebäude weist einerseits eine Nüchternheit auf, um sich dem Unglück mit einer "gewissen Demut" zu nähern, erklärte der Architekt. Andererseits stünden die Farblamellen für die Individualität der Menschen und mildern die Strenge des Raumes. Den Vergleich mit einem Kreuzgang lässt Michael durchaus zu, betont aber die Konfessionslosigkeit der Gedenkstätte. Vor dem Eingang zum Gedenkraum, der eine 26 mal 4,5 Meter Grundfläche hat, wurde auf Wunsch der Angehörigen ein Kirschbaum gepflanzt, der in Japan als Symbol des Lebens gilt.

Vor Baubeginn hatten Meinungsverschiedenheiten über die Bauweise heftige Diskussionen unter den Betroffenen ausgelöst. An der Ideensuche beteiligen sich dann rund 400 Angehörige aus acht Nationen. Mehr als 86 Prozent nahmen an der Abstimmung teil, welches der eingebrachten Projekte umgesetzt werden sollte. Die Gesamtkosten von rund 356.000 Euro teilen sich zu je einem Drittel die Gemeinde Kaprun, das Land Salzburg und die Republik Österreich.

Beim Brand im Stollen der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn sind vor vier Jahren 155 Menschen ums Leben gekommen. 16 Beschuldigte mussten sich deshalb vor Gericht verantworten, in erster Instanz wurden alle freigesprochen. Gegen sechs Freisprüche legte die Staatsanwaltschaft heuer im September Berufung ein, das Berufungsverfahren wird im nächsten Jahr beginnen.

 

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Kronenzeitung

Kaprun-Opfer: Gedenken zum 4. Jahrestag

Am 4. Jahrestag der Brandkatastrophe in der Gletscherbahn von Kaprun mit 155 Toten ist am Donnerstag eine Gedenkstätte für die Opfer eingeweiht worden. 300 Angehörige aus Österreich, Deutschland, den USA und Japan nahmen an der Gedenkfeier teil.

Salzburgs Landeshauptfrau (Ministerpräsidentin) Gabi Burgstaller gab seine Grußbotschaft mit den Worten weiter: "Hoffentlich kommt zu dem grausamen akuten Schmerz inzwischen auch dankbare Erinnerung an Ihre Lieben hinzu." Bundespräsident Heinz Fischer musste wegen des schlechten Flugwetters seine Teilnahme absagen.
 
Grußbotschaft des Papstes
Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und die evangelische Superintendentin Luise Müller feierten einen ökumenischen Gottesdienst. Der Vatikan übermittelte eine Grußbotschaft des Papstes, der den Hinterbliebenen seine "Verbundenheit im Gebet und besondere geistliche Nähe" versicherte.
 
Gedenkstätte zur Erinnerung
Die Gedenkstätte wurde als heller, lang gezogener Bau in schlichtem Sichtbeton errichtet. Im Andachtsraum schaffen farbige Glaslamellen mit dem jeweiligen Namen kleine Nischen zur Erinnerung an die 155 Toten. Die Farben entsprechen dabei dem Ton, der im chinesischen Horoskop dem Geburtsdatum des Toten zugeordnet ist. Auf dem Vorplatz wurde auf Wunsch von Angehörigen japanischer Opfer ein Kirschbaum als Symbol des Lebens gepflanzt.
 
Die Gesamtkosten für die Gedenkstätte von rund 356.000 Euro teilen sich zu je einem Drittel die Gemeinde Kaprun, das Land Salzburg und die Republik Österreich.
 
Am 11. November 2000 hatte ein defekter Heizlüfter den verheerenden Brand in der Standseilbahn zum Kitzsteinhorn ausgelöst.

 

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Kleine Zeitung

Einweihung der Gedenkstätte in Kaprun

 

Rund 300 Angehörige nahmen am Donnerstag an der Einweihungsfeier der Gedenkstätte für die 155 Opfer der Seilbahnkatastrophe in Kaprun im November 2000 teil. Die feierliche Zeremonie verlief friedlich, obwohl neben Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat sowie die Opferanwälte Ed Fagan und Michael Witti auch Vertreter der Gletscherbahnen Kaprun gekommen waren.

 

 

Rund eineinhalb Stunden dauerte die offizielle Einweihungsfeier vor dem lang gezogenen Quader aus Sichtbeton gegenüber der Talstation der Gletscherbahnen. Angehörige aus den USA, aus Japan, Deutschland und Österreich aber auch Einheimische aus Kaprun versammelten sich vor der Gedenkstätte. Die Trauer und Betroffenheit aller Beteiligten war spürbar.

Bundespräsident Fischer musste seine Teilnahme wegen des schlechten Flugwetters absagen. Salzburgs Landeshauptfrau Burgstaller richtete seine Grußworte aus: "Hoffentlich kommt zu dem grausamen akuten Schmerz inzwischen auch dankbare Erinnerung an Ihre Lieben hinzu", leitete Landeshauptfrau Burgstaller die tröstenden Worte des Bundespräsidenten an die Angehörigen weiter.

Auch Papst Johannes Paul II. versicherte in einer Grußbotschaft den Repräsentanten des öffentlichen Lebens, der Bevölkerung von Kaprun und den Hinterbliebenen seine Verbundenheit im Gebet und seine besondere geistliche Nähe und erbittet für alle Teilnehmer den apostolischen Segen.

Auch zwei Angehörigen-Vertreter traten an das Rednerpult. "Wir haben uns für eine Gedenkstätte entschieden, weil wir die Opfer da Ehren wollen, wo es passiert ist", sagte Ursula Geiger aus Bayern. Die Gedenkstätte habe auch die mahnende Funktion, dass über allen Kommerz das menschliche Leben stehe. Obwohl es Stimmen unter den Angehörigen gebe, die einen Schlussstrich unter das Kapitel ziehen wollen, "werden wir so lange nicht ruhen, bis man sich ernsthaft unserer Probleme annimmt und uns großzügig unterstützt", betonte Geiger, die im Flammeninferno ihren Sohn Michael verloren hat.

 

 

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